Rot-Weiss Essen und der DFB-Pokal: Die RWE-Fans erlebten schon viele sportliche Krimis in diesem so attraktiven nationalen Pokal-Wettbewerb.
Zuletzt sorgte der Klub von der Bergeborbecker Hafenstraße in der Saison 2020/2021 für Furore. Als Regionalligist schaltete Rot-Weiss Essen Zweitligist Fortuna Düsseldorf und die Bundesligisten Arminia Bielefeld sowie Bayer Leverkusen aus. Erst im Viertelfinale war gegen Zweitligist Holstein Kiel Schluss.
In der laufenden Saison lieferte RWE als Drittligist dem Zweitliga-Top-Team des Hamburger SV einen Pokalkampf auf Augenhöhe, den die Hanseaten knapp mit 4:3 für sich entschieden und mittlerweile im Achtelfinale stehen. Dann geht es zur Hertha nach Berlin.
1994 war es, als es für Rot-Weiss Essen auch nach Berlin ging. Bevor RWE jedoch im Finale im mit 76.391 Zuschauern ausverkauften Olympiastadion Werder Bremen (1:3) unterlag, musste sich der damalige Zweitligist gegen einige Teams durchzusetzen.
So auch am 30. November 1993 im Viertelfinale beim FC Carl Zeiss Jena: Weisse noch?
Frank Kurth erinnert sich natürlich an das Spiel im Ernst-Abbe-Sportfeld vor 5200 Fans, darunter rund 500 Essener. "Das war schon etwas Besonderes. Die Partie stand ja sehr lange auf der Kippe. Heute hätte man wahrscheinlich ein paar Tage die Rasenheizung angeschmissen und alles wäre gut. Damals liefen die Uhren noch anders", erzählt die RWE-Torwart-Legende.
Rot-Weiss Essen: Kurth - Jack (72. Zedi), Pickenäcker, Kügler, Bangoura, Lipinski, Margref, Spyrka, Djappa (98. J. Wegmann), Reichert, Grein. Trainer: Jürgen Röber
Schiedsrichter: Bernhard Zerr (Ottersweier)
Elfmeterschießen (5:6): Lipinski vergibt, Wittke vergibt, Pickenäcker trifft, Penzel trifft, Spyrka trifft, Szangolies trifft, Kügler trifft, Akpoborie trifft, Wegmann trifft, Gütschow trifft, Bangoura trifft, Bliss trifft, Reichert trifft, Schreiber vergibt
Gelbe Karten: Frankhänel, Gerlach, Schreiber, Szangolies - Pickenäcker, Lipinski, Djappa
Gelb-Rot: Molata (87.)
Zuschauer: 5200
Der 61-Jährige erinnert sich noch an den Ablauf: "Die Jenaer haben da noch mit DDR-Methoden versucht alles wegzuräumen und den Platz platt zu walzen. Aber das hat nicht funktioniert. Wir waren im Tageshotel untergebracht und dachten eigentlich schon, dass das nichts wird. Ich habe ein Einzelzimmer belegt. Normalerweise war ich natürlich auch immer im Doppelzimmer. Doch an diesem Tag war ich so krank, dass ich etliche Medikamente einnehmen musste, um spielfähig zu sein."
Und wie liefen die 120 Minuten? Kurth antwortet: "Das war von beiden Mannschaften ein wahnsinnig konzentrierter Auftritt. Den Ball konnte man überhaupt nicht berechnen. Jeder Pass, jeder Schuss war gefährlich. Beim Elfmeterschießen hatten wir im Endeffekt das Glück auf unserer Seite. Robert Reichert hat keinen guten Elfer geschossen, aber ein Schnee-Maulwurf verhalf ihm Perry Bräutigam zu überwinden. Es war keine Glanzleistung von uns, sondern eher ein Glückstag."
Rot-Weiss Essen stand im Halbfinale, besiegte im damaligen Georg-Melches-Stadion Tebe Berlin und fuhr am 14. Mai 1994 zum Finale nach Berlin, das Werder Bremen mit 3:1 gewann.
Kurth: "Eigentlich war es eine gelungene Saison. Doch nach dem letzten Spiel vor Weihnachten in Hannover ist das erste Mal durchgesickert, dass der Verein erhebliche finanzielle Probleme hatte. Da nutzte dann auch eine Selbstanzeige nichts mehr. RWE wurde im neuen Jahr die Lizenz entzogen. Dabei befanden wir uns tabellarisch gesehen im Aufstiegskampf der 2. Bundesliga - und das als Aufsteiger. Schade, dass ausgerechnet in dieser sportlich so starken Saison - einmal mehr in der rot-weissen Geschichte - die RWE-Finanzen nicht mitspielten."